Gemeinderatsfraktion
22.05.2025 in Gemeinderatsfraktion
Durch unsere Zustimmung für den Aufstellungsbeschluss zum „Gewerbegebiet an der Bundesstraße 3 – Teilabschnitt1“ zwischen der BAB 5 und der B 3 haben wir in der Gemeinderatssitzung vom 13.5.2025 den Startschuss zur Entwicklung eines Gewerbegebietes auf unsere Gemarkung gesetzt.
Viele Informationen zu dem Thema gingen nun bereits durch die Presse. Das Thema hat uns intern über einen langen Zeitraum beschäftigt und wir haben über Monate Chancen, Risiken und Möglichkeiten abgewogen. Wir möchten deshalb hier unsere Haltung und Meinung zu dem Vorhaben kundtun.
Im zweiten Halbjahr 2024 wurden erste Informationen über die Möglichkeit der Ansiedlung eines modernen Logistikers im Rat geteilt. Die vorgesehene Fläche, die jahrzehntelang durch Ausbaggerung und Auskiesung ein wildes und unwirkliches Bild abgegeben hatte, war in den letzten Jahren wieder aufgefüllt und aufgeforstet worden. Oft waren wir als Gemeinderat vor Ort, um uns ein Bild von der Wiederbewaldung zu machen. Die Forstverwaltung wies bei diesen Begehungen immer wieder auf Rückschläge bei der Bepflanzung hin. Auch in unserem kleinen Kreis der Fraktion war das Projekt nicht unumstritten und die Risiken und mögliche Probleme, die diese Ansiedlung mit sich bringt, war häufig Gegenstand fraktionsinterner Diskussionen.
Wesentlich für unsere Abwägung war das Wesen des Waldes. Bei dem betreffenden Waldstück handelt es sich nicht um einen 50- oder gar 100-jährigen Wald, der als Lebensraum für heimische Tierarten und als Naherholungsgebiet für die Bietigheimer Bürgerinnen und Bürger eine zentrale Rolle spielt. Vielmehr ist die dortige Aufforstung als Versuchsfläche genutzt worden, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich einzelne Baumarten unter den sich ändernden klimatischen Gegebenheiten entwickeln.
Aus diesem Grund scheint uns die vorgesehene Fläche für solch ein Vorhaben geeignet. Wir können aber garantieren, dass wir der Thematik „Wald und Natur“ im Bebauungsplanverfahren größte Aufmerksamkeit schenken werden und dass der Umwandlung von anderen geeigneten Flächen in Wald oder der Aufwertung des Bestandswaldes große Bedeutung zukommen werden. Wenn es auf der Projektfläche tatsächlich gelungen ist, klimaresistente Baumarten zu identifizieren, dann können diese in den Bestandswald integriert werden und der Aufwertung des vorhandenen Waldes dienen.
Auch das Thema Verkehr wird im B-Plan Verfahren eine große Rolle spielen. Wir sind uns bewusst, dass das Verkehrsaufkommen auf der B3 aktuell durch die vielen ansässigen Logistikunternehmen in unserer direkten Nachbarschaft bereits sehr hoch ist. Daher verstehen wir die derzeitigen Diskussionen zu dem Thema gut. Allerdings halten wir den gezielten Fingerzeig auf dieses Vorhaben für nicht gerechtfertigt und nicht unbedingt aufrichtig. Sie können sich sicher sein, dass ein moderner Versandhändler und Logistikrevolutionär wie Amazon schon aus Eigeninteresse höchste Priorität darauf legt, dass seine Flotte nicht im Stau steht und Zeit und Geld auf der Straße verschenkt. Aus diesem Grund haben die Amazon-Bauplaner die Verkehrsaufkommen und Verkehrsflüsse speziell an den Knotenpunkten bereits sehr sorgfältig analysiert und ein Konzept für die getaktete Lenkung der Verkehrsströme vorgelegt. Wir werden darauf achten, dass im Rahmen des B-Plan Verfahrens weitere kritische Verkehrsaspekte im Detail untersucht und abgewogen werden.
Alles im allem stehen wir als Gemeinderatsfraktion dem Vorhaben sehr positiv, wenn auch nicht unkritisch, gegenüber. Wir sehen die Skepsis einzelner Bürgerinnen und Bürger auch als Chance, das Vorhaben noch besser und verträglicher für alle zu gestallten. Auch wir selbst halten die fortschreitende Versieglung von Flächen für kritisch und schauen bei jedem neuen Vorhaben entsprechend genau hin. Beim aktuellen Projekt überwiegen zum jetzigen Zeitpunkt des Verfahrens die Vorteile für die Gemeinde und ihre Bürgerinnen und Bürger bei weitem. Und das nicht nur wegen der Erlöse aus dem Verkauf der Grundfläche, sondern auch bei den nachhaltigen Themen wie Schaffung einer Vielzahl von Arbeitsplätzen, Steuern und Abgaben, dem Umlageschlüssel bei Zuweisungen im Finanzwesen, der Steigerung der Qualität als Wohnort, der Verbesserung der Infrastruktur und der höheren Attraktivität der Gemeinde Bietigheim.
Gerne möchten wir mit Ihnen im sachlichen Dialog über die geplante Ansiedlung sprechen, um möglichst die gesamte Bandbreite der Meinungen, Argumente und Standpunkte der Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde zu erfahren. Wenden Sie sich gerne direkt an uns über fraktion@spd-bietigheim.de, kommen Sie zu einem unserer Mittwochstreffs oder sprechen Sie uns persönlich an.
Ihre Bietigheimer SPD-Gemeinderatsfraktion
31.01.2025 in Gemeinderatsfraktion
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung.
Noch nie drängten sich die Worte für die Bewertung eines zukünftigen Haushaltsplanes so auf wie dieses Mal. Und doch ist es mir noch nie so schwergefallen, die Rede dazu zusammenzustellen, wie dieses Jahr. Jedes Jahr sprechen wir davon, ein wenig auf die Bremse zu treten, unseren Aufgabenkatalog etwas ruhiger abzuarbeiten. Der Bürgermeister selbst hatte dies nach seiner Wiederwahl ebenfalls kundgetan. Doch die Zeiten und Umstände verlangen offenbar nach schnellerem Handeln und Tätigwerden, als uns dies recht sein kann. In einer Zeit, in der eine Hiobsbotschaft die nächste jagt, in der offenbar nur noch negative Dinge passieren oder nur noch Negatives Erwähnung findet, fällt es uns nicht leicht, dem vorgelegten Zahlenwerk einen durchweg positiven Anstrich zu verleihen. Und dies nicht unbedingt der absoluten Zahlen wegen, sondern eher wegen der Auswirkungen auf die kommenden Jahre und wegen der hohen Belastung, die die Abarbeitung der Themen der Verwaltung abverlangt. Dabei entsteht schon heute bisweilen der Eindruck, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung seien am Limit der Belastungsfähigkeit.
Der vorgelegte Entwurf des heute zur Abstimmung stehenden Haushaltsplanes wurde dennoch von der Verwaltung genau so vorgeschlagen, und wir hoffen und vertrauen wie bisher darauf, dass die Verwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze die Vorhaben und die Finanzierbarkeit der Projekte genau durchdacht hat und in dieser Form für umsetzbar hält. Wir wollen gemeinsam positiv in die Zukunft denken und die gestellten Aufgaben zusammen angehen. Neben all den schlechten Nachrichten in der Welt wollen wir wenigstens in unserer Gemeinde für gute Nachrichten sorgen.
Auch wir sehen, wie es Herr Bürgermeister Braun in seiner Rede bei der Einbringung des Haushaltes im vergangenen Jahr bereits erwähnt hat, dass immer mehr Aufgaben durch den Bund an die Kommunen durchgereicht werden, ohne dass eine ausreichende Finanzierung oder eine Entlastung der Kommunen bereitgestellt wird. Hier aber ausschließlich auf den Bund zu verweisen, der seine Hausaufgaben unvollständig erledigt, ist nur die halbe Wahrheit. Auch von unserer Landesregierung kommt bei den Themen Schulbetrieb und Ganztagsbetreuung nicht allzu viel Unterstützung. Gleiches gilt für die Digitalisierung im Bereich der Schulbildung, die bekanntlich im Föderalismus ureigenste Aufgabe des Landes ist.
Doch alles Wehklagen hilft nicht viel, denn letztendlich sind wir alle „der Staat“! Beide, Bund und Land, bekleckern sich jedenfalls bei der finanziellen Hilfestellung der Kommunen nicht gerade mit Ruhm.
Der vorgelegte Haushalt beinhaltet einige riesige Projekte, deren Abarbeitung normalerweise mehrere Jahre in Anspruch nehmen könnte. Der größte Ausgaben-Posten, die Umbauten zur Grundschule mit der Einfeldsporthalle, schlagen mit ca. 19 Mio. € im Jahr 2025 zu Buche. Für den Kindergarten St. Gabriel sind 4,8 Mio. € vorgesehen. Beides sind Investitionen in die frühkindliche Bildung, die aus unserer Sicht mehr denn je notwendig sind. Denn der Weg über diese Bildungseinrichtungen, in Kombination mit einer verlässlichen Ganztagsbetreuung, erlaubt es beiden Elternteilen überhaupt, am Arbeitsleben teilzuhaben. Damit sind Investitionen in Schule und Kindergarten eine Investition in die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Und eine notwenige Antwort auf die lauter werdenden Forderungen vom rechten Rand: „Mütter, zurück an den Herd“.
Der Naturkindergarten, der mit 500.000 € im Haushalt abgebildet ist, schließt eine Lücke, die anderenorts bereits etabliert ist und sich großer Beliebtheit erfreut. Wir unterstützen diesen Weg der naturnahen Betreuung und Bildung ausdrücklich gerne.
Daneben finden wir die Umgestaltung des Bauhofes und die Sanierung des Feuerwehrhauses in dem Planwerk wieder. Für den Bauhof sind Planungskosten von 450.000 € vorgesehen, für das Feuerwehrhaus 550.000 €. Wir unterstützen die Vorgehensweise, die Planungen weiter voranzutreiben, aber gleichzeitig auch auf die Finanzierbarkeit der Umsetzungen zu schauen. Auch wenn wir, wie schon erwähnt, hier ein langsameres Tempo ebenfalls mitgehen würden.
Des Weiteren steht die erste größere Sanierung der Festhalle an. Sie wird mit ca. 1 Mio. € im Haushalt geführt. Das Hallendach benötigt dringend einige Ertüchtigungen. Hier sehen wir kaum Spielraum, die Sanierung zu verschieben. Was bei einer Aufschiebung passieren kann, sehen wir ja aktuell bei der Mehrzweckhalle. Die Probleme werden durch Aufschub nicht kleiner oder weniger.
Die Landkreisumlage wird in diesem Jahr um 3% steigen, was für unsere Gemeinde eine Mehrbelastung von ca. 400.000 € bedeutet. Allerdings ist eine solche Erhöhung nach guten Jahren mit hohen Einnahmen für die Kommunen auch in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen.
Und außerdem fließt ein Teil der Umlage bei der Sanierung der Rheinstraße wieder zurück an unsere Gemeinde, denn der Anteil des Landkreises an der Sanierung der Rheinstraße beträgt doch immerhin 1,05 Mio. €.
Der Anteil der Gemeinde an der Sanierung der Rheinstraße ist für das Jahr 2025 auf rund 1,2 Mio. € beziffert. Diese Maßnahme wird den Bürgerinnen und Bürgern viel Geduld und einige Umwege bescheren. Doch wir haben in Bietigheim stets großen Wert auf die ganzheitliche Sanierung einer Straße inklusive deren Untergrundaufgaben gelegt. Und eine solch umfassende Baumaßnahme ist in einer kürzeren Zeitspanne als den veranschlagten mindestens zwei Jahren nicht zu machen. Zusammen werden wir darauf achten, die Anwohnerinnen und Anwohner und alle Betroffenen nicht allzu sehr zu belasten.
Auch für andere Bereiche im Ort sind Planungsmittel für Tiefbau und Straßenerhaltung im Haushalt vorgesehen. So stehen für das Musikerviertel entlang der Bahnstrecke 110.000 € an Planungsgeldern zur Verfügung, und für die Kirchstraße sind weitere 100.000 € eingeplant. Die aufwendige Planung der zweiten Straßenbahn-Haltestelle im 2.Bauabschnitt Birkig schlägt nochmals mit 370.000 € zu Buche. Hier sehen wir, wie alle Fraktionen im Gemeinderat, eine große Chance, den ÖPNV zu stärken und die Nutzerzahlen zu steigern. Das ist ein substanzieller Beitrag zur Mobilitätswende, die ja in aller Munde ist.
Darüber hinaus stehen im Jahr 2025 noch viele weitere größere und kleinere Projekte und Vorhaben an, mit einem Investitionsvolumen von 34,2 Mio. €, so viel wie noch nie zuvor. In den letzten Jahren war diese Zahl immer wieder gestiegen, eine weitere Steigerung war kaum vorstellbar. Doch, wie schon gesagt, treibt uns die Notwendigkeit der Maßnahmen und Projekte.
Die Abschreibungen auf das Inventar der Gemeinde, die die Generationengerechtigkeit herstellen sollen, schlagen mit ca. 2,3 Mio. € im Haushalt zu Buche. Diese Mittel müssen Jahr für Jahr erwirtschaftet werden, um die vorhandene, aber auch die neu geschaffene Infrastruktur der Gemeinde bei Bedarf sanieren oder ersetzen zu können.
Da der Haushalt mit diesen Mammut-Aufgaben gefüllt ist, werden wir nicht um eine Kreditaufnahme herumkommen. Hierfür ist im vorgelegten Haushalt eine Summe von insgesamt 12 Mio. € vorgesehen. Nach vielen Jahren der Entschuldung müssen wir Wohl oder Übel in den sauren Apfel beißen, die Verschuldung der Gemeinde ansteigen lassen und den guten Weg des Schuldenabbaus schweren Herzens verlassen. Denn leider steht die Notwendigkeit der Vorhaben im Prinzip außer Frage.
Als Alternative bliebe letztendlich nur, die Vorhaben zeitlich zu strecken oder gegeneinander auszuspielen. Dies kann nicht in unserem Interesse sein.
Mittelfristig wird die Verschuldung noch weiter steigen. Hier rechnet man in der Verwaltung laut Finanzplanung mit weiteren 10,75 Mio. € in den nächsten drei Jahren.
Auch im Bereich der Wasserversorgung muss mit ca. 600.000 € eine größere Summe für die Investitionen in unser Versorgungnetz bereitgestellt werden, einer im Vergleich zum Haushalt geringen Zahl.
Hier sind in diesem Jahr ebenfalls weitere Kredite notwendig. Mit der nicht benötigten Ermächtigung aus dem vergangenen Jahr wird ein Kreditbedarf von 544.000 € im Haushaltsplan der vom Gesamthaushalt ausgegliederten Wasserversorgung ausgewiesen. Mit der Vielzahl der geplanten Maßnahmen ist dann auch mit einer tatsächlichen Inanspruchnahme der Kredite zu rechnen. Dass sich die gerne zitierte Pro-Kopf-Verschuldung im Bereich Wasserversorgung dann von 243 € auf ca. 312 € erhöhen wird, sei nur am Rande erwähnt.
Viele große Aufgaben stehen also an. In vollem Vertrauen in die verantwortlichen Ersteller des Haushaltsplanes sind wir optimistisch, was die Umsetzung und Finanzierbarkeit der Vorhaben angeht. Wir werden ein wachsames Auge auf den Prozess der Weiterentwicklung haben und sichern unsere Unterstützung bei der Fortentwicklung unserer Gemeinde zu. Dem vorgelegten Haushaltsplan stimmen wir, wenn auch nicht leichten Herzens, zu.
Zuletzt ist es uns wichtig, den Verantwortlichen für diese Zahlen unseren Dank auszusprechen. Durch Ihre großartige Arbeit, vor allem beim Einholen von Fördermitteln, können wir in Bietigheim einiges für unsere Bürgerschaft umsetzen. Hier gilt unser Dank besonders Herrn Ehebauer und seinem Team.
14.02.2024 in Gemeinderatsfraktion
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung.
Der Entwurf für den Haushaltsplan 2024 liegt uns vor und wir möchten diesen heute verabschieden. Hierzu, denke ich, ist aber zunächst ein Blick zurück notwendig.
Wie schon in den vergangenen Jahren, finden wir im Haushaltsplan für 2024 in Sachen „Bautätigkeiten“ wieder einen höheren Ausgabenbetrag als im Vorjahr. Denn wie wir es hier gemeinsam im mittelfristigen Finanzplan vorgesehen haben, geht es mit den Großprojekten im Ort weiter. Und dies trotz oder besser mit all den Krisen und Hiobsbotschaften, Kriegen und Feindseligkeiten in der ganzen Welt, die auch bei uns im Ort sichtbar geworden sind, und zwar nicht zuletzt in Form der vielen Geflüchteten, die bei uns Schutz suchen.
Durch die Krisen bleibt Energie teuer, auch für die Kommune. Das bringt ein Preistreiben mit sich, den vor allem die Bürgerinnen und Bürger beim Einkaufen zu spüren bekommen. Und dadurch wiederum wird auch die Inflation in unserem Land angetrieben. Trotz all dieser Umstände sollten wir uns aber darauf besinnen, wie es uns hier in Bietigheim wirklich geht. Und dazu kann man nur sagen, dass es uns deutlich besser geht als all die Schlagzeilen und Parolen vermuten lassen, die vor allem durch die Online Medien und Social Media verbreitet werden.
Uns geht es doch gut in Bietigheim!
Es ist verständlich, dass der Bürgermeister beim Neujahrsempfang kurz nach seiner Verpflichtung mit positiven Nachrichten und teuren Vorhaben auch mal auf die Pauke hauen und die Bürgerinnen und Bürger mit seinem Elan begeistern wollte. Andererseits haben Sachlichkeit, Bescheidenheit und Demut häufig auch nicht geschadet. Auf dem Neujahrsempfang entstand so ein bisschen der Eindruck, wir würden mit den Millionen nur so um uns werfen und könnten – wenn Not am Mann ist – sogar dem Landkreis finanziell zur Hilfe eilen. Dieser Eindruck von der Muster-Gemeinde war zumindest dem Landrat ins Gesicht geschrieben. Wie gesagt, es soll dem Bürgermeister gegönnt sein.
Mir aber war anschließend bei diesen Millionenbeträgen etwas schwindelig. Zum Glück werden die dort aufgerufenen Beträge nicht tatsächlich im Jahr 2024 fällig, sondern markierten vielmehr die Gesamtaufwendungen in den einzelnen Projekten.
Doch tatsächlich wird in diesem Jahr, wie eingangs beschrieben, wieder ein Rekordwert bei den Ausgaben für bauliche Tätigkeiten fällig. Mit einer Investition in Gesamtsumme von 26 Mio.€ wird die zukünftige Grundschule zum größten Einzelposten, der jemals in den Haushalten der Gemeinde stand. Allein 2024 werden hierfür 7,5 Mio.€ veranschlagt.
Die Situation bei den Zuschüssen für die Einfeldsporthalle ist dabei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollkommen geklärt. Da bringt auch die Anmerkung des Bürgermeisters vom Neujahrsempfang recht wenig, mit der er auf die Unsortiertheit der Bundesregierung und deren Bundeshaushalt abzielte. Dabei sitzen die wahren Verantwortlichen und Verursacher des Umstands, dass wir unsere weiterführende Schule für die zukünftige Grundschule hergeben mussten, in Stuttgart, und nicht in Berlin. Trotz allem brauchen wir eine neue Grundschule.
Auch in diesem Jahr stehen die Kinder und Jugendlichen wieder im Fokus der Investitionen: Rund 2,3 Mio.€ für den Kindergarten St. Gabriel und 230.000€ für die weitere planerische Entwicklung von St. Michael sind zusätzlich zu den 7,5 Mio.€ der Grundschule eine gehörige Investition in unseren Nachwuchs. Auch der Waldspielplatz, der dieses Jahr für 105.000€ erneuert werden soll, fällt unter die Rubrik „Kinder und Jugendliche“. Für ca. 80.000€ soll auch der Walderlebnispfad auf Vordermann gebracht werden.
Weitere Investitionen in die Infrastruktur der Gemeinde sind die Erneuerungen der Gemeindestraßen, die wir gerne mittragen. Die Rheinstraße soll in mehreren Schritten saniert und damit auch die Fußwege verbessert und sicherer werden. Natürlich nur im Bereich des Möglichen. Wir können die Straßenbreite nicht beeinflussen, auch wenn wir bessere, breitere Gehwege gerne gesehen hätten. 1 Mio.€ sind im Jahr 2024 hierfür vorgesehen.
Zum Abschluss der Sanierung der alten Kirche werden 2024 nochmals 750.000€ abgerufen. Für eine zweite Haltestelle der Stadtbahn im Bereich Birkig, zweiter Bauabschnitt, werden 600.000€ an Planungskosten notwendig. Es handelt sich dabei um eine sehr aufwendige und kostenintensive Maßnahme, die aber unserer Meinung nach ihre Wirkung nicht verfehlen wird, denn sie erhöht aus unserer Sicht die Attraktivität des klimafreundlichen ÖPNV.
Insgesamt stehen 21,4 Mio.€ für Investitionstätigkeiten im Haushaltsplan 2024, eine enorme Summe.
Dass mittelfristig bis 2027 ca. 12 Mio.€ an Krediten notwendig werden, zeigt, dass wir evtl. etwas zu euphorisch an das eine oder andere Projekt gegangen sind. Die Verwaltung hat dem Gemeinderat bereits einige Vorschläge unterbreitet, wie die Einnahmesituation der Gemeinde verbessert werden kann. Einige dieser Vorschläge können wir unterstützen, bei anderen fällt uns das schwer. Die Erhöhung der Hebesätze A und B beispielsweise war für uns nicht akzeptabel, da aus unserer Sicht die Auswirkungen der Grundsteuerreform noch zu viele offen Fragen aufwerfen.
An den Bemerkungen aus der Bürgerschaft, aus dem Gemeinderat, und zuletzt auch den Medien, ist zu erkennen, dass eine Erhöhung vor der Reform nur noch mehr Unsicherheit bei etwaigen Betroffenen einer Grundsteueränderung auslöst.
Der Umstand, dass die Gemeinde dieses Konstrukt so nicht gewählt hat, sie aber die Einkommensneutralität sicherstellen soll, zeigt, dass hier schon im Vorfeld der Schwarze Peter den Kommunen zugeschoben wurde.
Es kann aber nicht in unserem Interesse liegen, dass dadurch mittelfristige Projekte und Vorhaben in Konkurrenz treten. Ein gegenseitiges Ausboten der von allen hier als notwendig erachteten Projekte halten wir für unwürdig und wenig wertschätzend den Betroffenen gegenüber. Unsere Vorschläge zielten daher auf andere Einsparmöglichkeiten, die es durchaus gibt.
Wir sollten uns zum Beispiel viel mehr mit den finanziellen Rahmenbedingungen der gemeindlichen Projekte vertraut machen und dort Einsparpotenziale suchen. Ein Beispiel ist der Dirt-Bike Parcour, bei dem mehr nach der Methode „Wünsch-dir-was“ verfahren wurde, als nach möglichen Einsparpotenzialen zu suchen. Wobei es uns an dieser Stelle wichtig ist, ausdrücklich zu betonen, dass dieses „Immer-noch-mehr“ nicht vom Jugendbeirat ausging.
Eventuell wäre ein maximaler Investitionsdeckel pro Jahr, den wir uns selbst auferlegen, sinnhafter, als immer höher, weiter und schneller bei den Ausgaben zu sein. Vor der Einführung der Doppik, also die aus dem kaufmännischen Bereich bekannte doppelt Buchführung, hatte man noch davon gesprochen, dass ca. 10-15% der Gesamthaushaltssumme für Ideen und Gestaltungsspielräume des Gemeinderates und der Verwaltung zur Verfügung stünden. Die Investitionssummen der vergangenen Jahre sind aber nun um einiges höher.
Darum richtet sich unsere Bitte auch an die Verwaltung und an den Bürgermeister, doch etwas Tempo aus der Abarbeitung der großen Projekte zu nehmen und diese wieder in ein finanzierbares Umsetzungsszenario zu bringen, das uns nicht über Gebühr an Arbeitskraft der Verwaltung und auch durch Kredite belasten wird. Wir sind bei allen Entscheidungen der Vergangenheit dabei gewesen und wollen uns nicht aus der Verantwortung stehlen, doch wir sind sicher, auch etwas ruhiger wird sich unsere Heimatgemeinde stetig weiterentwickeln und nichts an Attraktivität einbüßen.
Bei den veranschlagten Ansätzen zu den Abschreibungen in Höhe von 2,4Mio.€ handelt es sich um Mittel, die für die Generationengerechtigkeit erwirtschaftet werden müssen. Jedes neue Bauwerk, jede neu gemachte Straße schraubt diesen Betrag nach oben. Zu bedenken gilt es allerdings, ob es tatsächlich gerechter ist, unseren nachfolgenden Generationen eine in die Jahre gekommene Infrastruktur zu hinterlassen und dafür jedes Jahr Mittel zu erwirtschaften, oder besser gleich die Missstände zu beseitigen. Ein Paradoxon unserer Zeit. Die Parallelen zur „schwarzen Null“-Diskussion sind gut erkennbar.
Froh sind wir dagegen, dass die Kommunale Wärmeplanung bereits angestoßen wurde, denn wir betrachten sie als äußerst wichtigen Punkt in der Energiewandelthematik. Wir erhoffen uns dabei großes Potenzial für die Zukunft der Gemeinde in finanzieller und klimapolitischer Hinsicht.
Für den Wirtschaftsplan der Wasserversorgung sehen wir nach vielen Jahren der Stabilität nun die Anzeichen einer steigenden Kostenbeteiligung. Durch Erneuerung und Aufwertung einiger gemeindeeigener Straßen, bei denen auch die Wasserversorgung erneuert wurde, ist diese Erhöhung für die Kostenanteile der Verbraucherinnen und Verbraucher nun absehbar. Auch hier zeigen die gestiegen Energiekosten ihre Auswirkung. Inwieweit der Bezugspreis für Wasser und die Ableitung und Verarbeitung der Abwässer steigen werden, ist indes noch nicht absehbar. Sicher scheint nur, dass die Preise nicht auf dem Niveau der letzten Jahre bleiben werden. Als gut gemeint, aber falsch interpretiert, hat sich die Vorgehensweise der Verwaltung erwiesen, die maximale Teuerungsrate in der Vorlage zur Neukalkulation der Wasserkosten aufzuführen. Hier bitten wir, in Zukunft auf solch hypothetische, noch dazu irreführende, Beträge zu verzichten.
Unser Fazit: Es wird schwer, in den nächsten Jahren einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Und nur ein solcher ist auch von unserer Kontrollinstanz genehmigungsfähig. Aber anstatt sich im bereits gewohnten Tempo weiterzubewegen und dann bei den Bürgerinnen und Bürgern weitere Finanzmittel für den Haushalt zu suchen, würden wir lieber ein wenig auf die Bremse treten und die angestrebten Projekte stärker nach unseren finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde ausrichten. Dem vorgelegten Haushalt für 2024 können wir trotz allem zustimmen, da wir weiterhin, wie auch in der Vergangenheit, grundsätzlich bereit sind, die angedachten Projekte zu unterstützen. Die Streckung der Vorhaben ist aber unser Wunsch für die Zukunft, damit wir nicht in die Verlegenheit kommen, uns gegenseitig ausbooten zu müssen.
Zuletzt ist es uns wichtig, den Verantwortlichen für diese Zahlen unseren Dank auszusprechen. Durch Ihre großartige Arbeit, vor allem beim Akquirieren von Fördermitteln, können wir in Bietigheim einiges an Wünschen und Anregungen der Bürgerschaft umsetzen. Hier gilt unser Dank besonders Herrn Ehebauer und seinem Team.
18.10.2023 in Gemeinderatsfraktion
Zuallererst beglückwünschen wir Herrn Bürgermeister Braun zu seiner Wiederwahl. Ein zu erwartendes Ergebnis. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und bieten, wie bisher, unsere konstruktive Zusammenarbeit an.
In den letzten Wochen gab es einige Punkte aus den Sitzungen des Gemeinderates, die es aus unserer Sicht wert sind, Erwähnung zu finden. Als erstes Thema möchten wir noch einmal auf die Diskussion zum Dirt-Bike Parcours aus der Sitzung vom 12.09.2023 eingehen. Hier war ursprünglich geplant, einen einfachen, aber funktionalen Fahrrad Parcours auf dem Gelände des ungenutzten Hartplatzes beim Sportzentrum zu realisieren. Eine Absicht, die wir von Anfang an sehr gerne unterstützt haben, zumal sie aus den Reihen der Jugendlichen selbst kam. Die ursprüngliche Idee der Jugendlichen, den Platz in Eigenregie zu gestalten, musste auf Grund der großen Menge an zu bewegendem Material aufgegeben werden. Jedoch war davon auszugehen, dass eine Fremdfirma die notwendigen Aufschüttungen kostengünstig realisieren könnte. Des Weiteren war abgesprochen, dass die Toilettenanlage im Jugendraum von den Dirt-Bikern genutzt werden könne. Als Unterstand sollte eine Hütte fungieren, welche die gleiche Bauweise wie die beim Soccercourt hatte. Als erste Zahl wurden uns auf dieser Basis zu erwartende Kosten von ca. 150.000 € genannt. In dieser Summe war bereits die Idee enthalten, zusätzlich eine RC -Strecke zu integrieren, bei der ferngesteuerte Fahrzeuge über einen Rundkurs gefahren werden können. Auch dieses Vorhaben wurde von uns unterstützt, zumal es eine Sachspende gab, die zu dem Projekt beigesteuert wurde. Dass nun aber von dem einst vorsichtigen Vorgehen nicht allzu viel übriggeblieben war, enttäuschte uns doch sehr. Statt eines einfachen Unterstands war auf einmal ein Pavillon mit verschiedenen Räumen geplant, und zusätzlich sollte noch eine Überdachung für den Pilotenstand der RC -Strecke mitsamt einem höhergelegenen Podest entstehen. Dass sich durch diese Änderungen die Kosten für das Projekt auf 340.000 € erhöht hatten, wollten wir so nicht mittragen. Nochmals zu aller Verständnis: Wir unterstützen das Vorhaben der Jugendbeirates nach wie vor. Jedoch kamen die kostspieligen Änderungsvorschläge gar nicht aus den Reihen der Jugendlichen.
Ein weiteres Thema, über das zu berichten uns am Herzen liegt, betrifft die Brennholzpreise. Bei der Waldbegehung am 15.09.2023 zeigte unsere Forstabteilung dem Gemeinderat an mehreren Exkursionspunkten im Hardtwald eindrücklich, dass wir durch den Klimawandel eine Änderung unseres gewohnten Waldbildes erfahren werden, wodurch es zukünftig weniger Hartholz geben wird, dass als Brennholz genutzt werden kann. Durch ein Förderprogramm des Bundes, dessen Eckpunkte nun durch die Verwaltung geprüft werden, steht uns jedoch auch finanzielle Hilfe zur Verfügung. Die Brennholzpreise wurden dann in der Sitzung vom 29.09.2023 festgelegt. Die SPD-Fraktion empfand der Sprung der Preissteigerung beim Hartlaubholz von 64 € auf 80 € als unangemessen hoch. Dass die anderen Fraktionen nach Erörterung ebenfalls Bedenken zur Preisgestaltung hatten, zeigt anschaulich, wie konstruktiv im Gemeinderat diskutiert wird.
25.01.2023 in Gemeinderatsfraktion
Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger von Bietigheim,
schon zur Haushaltseinbringung im vergangenen Jahr haben wir unsere Freude, aber auch unsere Sorge über die unbeständige Gesamtsituation und die schwierigen finanziellen Umstände, die sie mit sich bringt, kundgetan.
Und was sollen wir sagen, im Jahr 2023 wird es vermutlich wenig anders weitergehen. Eine Krise folgt auf die nächste. Die Hoffnung bleibt, dass sich die Krisenherde, um die sich seit einigen Jahren alles dreht und die so viel Veränderung in unser aller Leben gebracht haben, beruhigen und wir auch mal wieder befreit durchatmen dürfen.
- Wir wollen aber keinen düsteren Wolken zeichnen, sondern erklären, dass wir sehr zufrieden über die ordentlichen Investitionen sind, die in den letzten Jahren in unserer Gemeinde getätigt wurden, und diese auch im neuen Jahr und in Zukunft unterstützen wollen. Aber immer mit dem Hinweis, dass die vielen Investitionen auch ordentlich viel Arbeit für die Verwaltung bedeuten und dass diese Arbeit von ihr auch bewältigt werden muss.
28.01.2022 in Gemeinderatsfraktion
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, sehr geehrter H. Bürgermeister Braun, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung.
Mit großer Freude, aber auch mit etwas Sorge, sehen wir den finanziellen Umständen mitsamt ihren Begleiterscheinungen entgegen, die im Jahr 2022 auf uns in Bietigheim zukommen.
Die Freude rührt daher, dass in unserem Ort vieles neu entstehen und einiges, das dringend sanierungsbedürftig ist, nach langem Warten endlich wieder in Ordnung gebracht wird.
Mit einer Gesamtinvestition von 14,3 Mio. € für Baumaßnahmen steht in diesem Haushaltsplan eine Rekordzahl in den Büchern. Eine weitere Steigerung ist kaum vorstellbar. Doch wenn erst einmal auf dem Bundeswehrareal und im Birkig die Bagger rollen, wird die Rekordzahl schon wieder überholt sein.
Eine der großen Freuden ist sicherlich das Kinderhaus Schneidergarten, das schon im Rohbau steht. 6,5 Mio. € werden dieses Jahr dort verbaut.
Zudem steht die Umgestaltung der jetzigen Gemeinschaftsschule an, die nur durch den Verkauf des ehemaligen Bundeswehrgeländes überhaupt zu schultern ist. Hoffentlich weiß man in den Stuttgarter Ministerien noch, wie und unter welchen Umständen unsere Gemeinschaftsschule verloren ging und unterstützt uns entsprechend bei der Umwidmung zur Grundschule. Das Konzept der Umgestaltung des Schulgeländes, zum wiederholten Male durch einen Architektenwettbewerb ermittelt, finden wir sehr passend. In diesem Jahr sind 1 Mio. € für die weiterschreitenden Planungen zur neuen Grundschule im Haushalt eingestellt. Nur dürfen wir die Verkehrssituation im Umfeld nicht aus den Augen verlieren. Hier sehen wir einen Knackpunkt in der Realisierung, der finanziell im Haushalt nicht direkt abgebildet wird.
Die Sanierung der Spielplätze im Ortsgebiet ist gut angelaufen. Die ersten Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen. Der Spielplatz Schubertstr. ist bereits umgestaltet, beim Spielplatz in der Sofienstraße wurde die Umgestaltung begonnen und wird auch bald fertiggestellt sein. In diesem Jahr sind weitere 280.000 € für die Sanierung des Spielplatzes im Schlangenrain vorgesehen. Auch für den Dirt-Bike Parcours am ehemaligen Hartplatz sind 150.000 € im Haushaltsplan berücksichtigt.
Mit Dirt-Bike Parcour, Skaterplatz, Soccercourt, Kindergarten und den Spielplätzen ist also sehr viel für die Jüngsten und Jugendlichen in der Gemeinde gemacht worden.
So gilt es, die Senioren und Älteren nicht aus den Augen zu verlieren. Hier sollten wir entsprechend nachlegen, Ideen hierzu gibt es ja bereits.
Es freut uns außerordentlich, dass auch die Sanierung der Bernhardstraße endlich realisiert wird und dass dafür sogar 1,2 Mio. € an Fördergeldern des Landes akquiriert werden konnten, bei veranschlagten Gesamtkosten von 3 Mio. € ein ordentlicher Beitrag. Wir sind überzeugt, dass der gesamte Gemeinderat hierüber sehr glücklich ist.
Die SPD Fraktion freut sich vor allem darüber, dass jeder Anwohner im Sanierungsgebiet auch Zuschüsse für private Sanierungen am Eigentum erhalten kann. Das Gesamterscheinungsbild Bietigheims wird somit enorm aufgewertet. Die vielen positiven Beispiele aus bereits abgeschlossenen Sanierungsgebieten zeigen, dass dies der richtige Weg zum Erhalt unserer schönen Gemeinde ist.
Auch im Birkig wird dieses Jahr mit der Erschließung begonnen, viele warten schon sehnsüchtig darauf. Auch dies ist ein Projekt, das die Gemeindekasse erst einmal viel Geld an Vorleistungen kosten wird. Wir sind uns aber sicher, dass dieses Gebiet sehr schön werden und sich auch schnell mit Leben füllen wird. Über 4 Mio. € stehen dieses Jahr für die Erschließungsarbeiten bereit. Unser aller Fokus wird darauf liegen, hier sicherzustellen, dass auch soziale Projekte in diesem Wohngebiet realisiert werden. Wir hoffen zudem, dass sich im Rahmen der Entwicklung auch Gewerbeeinheiten zur Lebensmittelnahversorgung dort niederlassen werden.
Für die alte Kirche, die Kapelle, müssen noch ca. 1,1 Mio. € für die Sanierung des Dachstuhles veranschlagt werden. Schön, dass hierfür ein Förderverein entsteht, der übergreifend die politische wie auch die kirchliche Gemeinde verbindet und für Spenden von Privat und aus der Wirtschaft zum Erhalt der beiden ortsbildprägenden Kirchen werben möchte.
Die Trendwende bei der Verschuldung der Gemeinde, die wir im vergangen Jahr noch auf uns zukommen sahen, hat sich in diesen Haushalt verschoben. Denn die Schuldenbelastung der Gemeinde wird durch die Aufnahme von neuen Krediten um 5 Mio. € steigen. Zudem sollen die Verpflichtungen zur Aufnahme von Krediten über 2 Mio. € aus dem vergangenen Jahr in den neuen Haushalt übernommen werden.
Dieser neuerlichen Kreditaufnahme können wir guten Gewissens zustimmen, da wir wissen, dass es sich nur um eine zeitlich begrenzte Überbrückung handelt. Außerdem hat sich die gesamte Schuldenbilanz der Gemeinde ja in eine positive Richtung entwickelt. Doch wie wird es hierbei weitergehen, wenn noch größere finanzielle Aufgaben, wie zum Beispiel der Schulumbau, auf uns zukommen?
Ernste Sorgen bereitet uns, was diese Vorhaben und Projekte an Arbeits- und Kostenaufwand für die Beschäftigten der Verwaltung bedeuten. Wir sind der Meinung, dass nicht noch weiteres Personal aufgebaut werden sollte, auch wenn, wie zuvor beschrieben, einige Mammutaufgaben vor uns liegen. Denn alle geschilderten Aufgaben sind zeitlich begrenzt und wir hoffen, dass wir irgendwann auch wieder auf „kleinerer Flamme“ kochen können. Aktuell sind die Personalkosten mit 2,9 Mio. € ebenso rekordverdächtig hoch wie die Investitionen für Bautätigkeiten, und die Personalkosten für Betrieb und Unterhaltung des kommunalen Kindergartens sind in diesen Zahlen noch gar nicht enthalten.
Abschreibungen von ca. 2,2 Mio. € sind Investitionen in die Zukunft. Sie steigen aber auch mit der Schaffung neuer Infrastruktur und müssen aus dem laufenden Geschäft finanziert werden. Auch das wird nicht einfacher in Zukunft.
Ebenso haben wir auch ein wenig Sorge, dass vermehrt Projekte angegangen werden, weil für sie ein Zuschuss oder eine Förderung winkt. Nicht falsch verstehen, wir freuen uns sehr über jede Form der Unterstützung. Und wir honorieren den Einsatz und das Know-How, mit dem die Leitung der Verwaltung Förderungen akquiriert. Doch wer den Fokus zu sehr auf Projekte legt, für die ein Zuschuss in Aussicht steht, kann dann doch Gefahr laufen, etwas ferngesteuert unterwegs zu sein. Oder?
Um es ehrlich zu sagen, ich/wir waren doch etwas enttäuscht von der Vorstellung des Gebäudemanagementplanes. Etwas mehr an Informationen und Möglichkeiten, die gemeindeeigenen Objekte zu bewerten und somit in Schuss zu halten, hätten wir uns schon gewünscht. Unter „Gebäudemanagementplan“ habe ich mir wirklich mehr vorgestellt. Ein echter Masterplan, der unsere Entscheidungen zur Priorisierung untermauern soll, ist für mich/uns leider nicht so richtig zu erkennen.
Auch das Tiefbaukonzept mit der Beurteilung der Straßenzustände im Ort scheint uns nicht der Weisheit letzter Schluss oder zumindest ausbaufähig. Die Leopoldstraße im Bereich ab der Sofienstraße bis zur Malscher Straße ist in diesem Konzept zu Recht aufgeführt, aber nur zum Beispiel: die Ulrich-Schmitt-Straße ist in einem ähnlich schlechten Zustand, aber nicht aufgeführt. Wir fürchten hier einen Investitionsstau, der uns eines Tages böse überraschen kann.
Zum Jahreswechsel äußerte der Bürgermeister in einem Zeitungsinterview, dass der Gemeinderat seine Schaffenskraft eher bremse und dass er noch viel mehr angehen würde, wenn es nach ihm ginge. Aber wer soll das denn alles schultern und abarbeiten? Wir denken es ist unsere Pflicht, das Machbare im Auge zu behalten und nicht alles auf einmal anzufangen. Das Augenmerk sollte auf der Qualität der Projekte liegen und nicht auf der Schnelligkeit, mit der sie angegangen werden, oder gar auf ihrer Anzahl.
Auf der Einnahmeseite der Gemeinde sehen wir die Situation nicht so negativ, wie sie manchmal vermutet wird. Natürlich muss die Gemeinde ihre Möglichkeiten zur Eigenfinanzierung des Betriebes im Auge behalten. Trotzdem lehnen wir die Erhöhung der Grundsteuerhebesätze weiterhin ab, schon alleine wegen der allgemein – in einzelnen Bereichen dramatisch – steigenden Lebenshaltungskosten in Pandemiezeiten. Außerdem gehen wir davon aus, dass die Grundsteuerreform in diesem Sektor noch für ordentlich Wirbel sorgen wird, weil es zu erheblichen Verschiebungen der Abgabenlast kommen wird.
Ein Punkt, der uns für die Zukunft optimistisch stimmt, sind die steigenden Steuereinnahmen durch Bund und Länder, die an die Kommunen umgelegt und ausbezahlt werden. Hier hatten viele, uns eingeschlossen, weiterhin mit fallenden Mitteln bedingt durch die Corona-Krise gerechnet, doch die neusten Steuerschätzungen lassen da auf stabile Zuweisungen hoffen. In Baden-Württemberg wird mit einem Plus von 6,6Mrd.€ bis 2025 für die Kommunen gerechnet.
Solide und stabile Zahlen sehen wir bei dem vom Kernhaushalt ausgegliederten Wirtschaftsplan des Eigenbetriebes der Wasserversorgung. Auch hier wird mit einer Kreditaufnahme von 238 T. € gerechnet. Mit der Vorjahreskreditermächtigung kommt man in Summe auf 500 T.€.
Insgesamt handelt es sich um einen Haushalt mit einer rekordverdächtigen Investitionssumme, die erst einmal geschultert werden muss. Die Aussicht auf den Erfolg und das, was damit geschaffen wird, lassen uns, wenn auch wie erwähnt mit etwas Sorge, diesem Zahlenwerk im Haushaltsplan 2022 zustimmen.
Eine Bitte zum Ende unseres Vortrages hätten wir dann noch. Die letzte Haushaltsberatung im November 21 war uns etwas zu unübersichtlich. Wir würden gerne den eigentlichen Haushaltsplan wieder detaillierter zusammen betrachten. Die gegebene Zusammenfassung war ein lobenswerter Versuch, doch wir fürchten uns im Planwerk ohne detaillierten Durchgang der Kostenstellen, einfach nicht mehr genügend zurecht zu finden.
Meine Damen und Herren,
zur guten Tradition der Haushaltsverabschiedung gehört es, Dankeschön zu
sagen.
Dies tun wir gerne und in vollem Vertrauen auf die Verwaltung.
Vielen Dank an das Team des Rechnungsamtes unter der Leitung von Herrn Ehebauer, welches diese umfangreichen Zahlen zusammengestellt hat.
01.06.2021 in Gemeinderatsfraktion
Die Verhinderung von Schottergärten vor den Wohnhäusern ist immer wieder ein hart diskutiertes Thema bei den Ratssitzungen, wenn es um die Aufstellung von Bebauungsplänen geht. Wir, so stellte Bürgermeister Constantin Braun bei der Preisverleihung des Fotowettbewerbs „Schönster Vorgarten“ heraus, legen Wert darauf, nicht vorzuschreiben, wie ein Vorgarten gestaltet wird, sondern wir wollen aufmerksam machen, wie man den Vorteil naturnaher Vorgärten für Mensch und Natur nutzen kann. Hierzu regte bereits vor einem Jahr der SPD-Gemeinderat Jörg Monschau an, dass die Gemeinde einen Flyer herausgibt, bei dem der Bürger zu Ideen angeregt wird, wie sein Vorgarten gut fürs Klima und Natur angelegt werden kann. Zusammengestellt und entworfen hat dieser Flyer, unter dem Motto „Grün statt Grau“, Sina Becker von der Gemeindeverwaltung. Einher mit der Auslegung des Flyers, den man im Rathaus finden kann und den auch Neubürgern zugestellt wird, ist auch wieder ein Fotowettbewerb in dem die Einwohnerinnen und Einwohner ihre schönen Vorgärten zeigen können. Der Flyer erklärt, welche Pflanzen sich gut für Vorgärten eignen und auch welche Vorteile Pflanzen auf das Mikroklima haben. Die Luft, so ist nachzulesen, wird gekühlt, es wird Sauerstoff produziert und gleichzeitig Kohlendioxid abgebaut. Ein begrünter Vorgarten schafft zudem nicht nur ein Paradies für Vögel und Insekten, sondern man kommt auch den gesetzlichen Auflagen des Landes Baden-Württemberg auf Verbot von Schottergärten nach. Im Übrigen, so ist im Flyer nachzulesen, ist der vermeintliche Pflegeaufwand von Schottergärten nicht geringer als bei einem begrünten Garten. Ein naturangelegter Vorgarten, so Sina Becker, ist eine Oase, die für Mensch und Tier eine besondere Lebensqualität schafft. Je vielfältiger die Bepflanzung ist, desto mehr Leben und Farbe bringt sie. Des Weiteren gibt der Flyer auch Tipps für pflegeleichte, immergrüne Gehölze, Bodendecker, Mulcharten, mehrjährige, winterfeste Stauden oder Bäume und Sträucher und auch Kletterpflanzen. Bei der Preisverleihung des letztjährigen Siegers des Fotowettbewerbs "Schönster Vorgarten“, der Familie Kanjo in der Bergstraße, nahm Bürgermeister Braun, Jörg Monschau und Sina Becker die Gelegenheit wahr, den schönen Vorgarten zu bestaunen. Es ist schon erstaunlich, welche Wertsteigerung die Umgestaltung eines Vorgartens haben kann, informierten Johann und Claudia Kanjo. Als wir eingezogen sind, war die ganze Fläche des Vorgartens betoniert und mit einer Mauer umzäumt. Im Sommer war der Beton, so heiß, dass die Luft vor dem Haus nur so flimmerte und man im Zimmer es kaum aushalten konnte. Sich im Vorgarten aufzuhalten war nicht machbar. In anstrengender Handarbeit wurde die Betonplatte herausgemeißelt und die Mauer abgetragen. Ausschlaggebend für diesen schweißtreibenden Aufwand, so meinte Johann Kanjo, sei das triste Bild und das Klima im Vorgarten gewesen. Jetzt, wo alles umgestaltet ist, man eine große Zieresche als Schattenspender und sehr viele Zierpflanzen und Sträucher als Heimstätte für Insekten gepflanzt hat, ist der Vorgarten wirklich zu einer grünen Oase geworden. Das Mikroklima ist nun so erträglich geworden, dass man auch tagsüber das Fenster durchaus offenstehen lassen kann. Im Schatten des Baumes kann man nun auch im Sommer gut entspannen. Das ganze Jahr über blüht und grünt immer etwas, freut sich Claudia Kanjo und man kann sehr viele Insekten und Vögel beobachten. Mit diesem Wettbewerb, so meinte Bürgermeister Constantin Braun, möchte man anspornen und so kann man sich mit einem Foto von seinem Vorgarten wieder für „Schönster Vorgarten“ bei der Gemeinde bewerben.
v.l. Sina Becker, Gemeindeverwaltung; SPD Gemeiderat Dr. Jörg Monschau; Johann und Claudia Kanjo, Preisträger; Bürgermeister Constantin Braun.
Vielen Dank für Text und Bild an Dr. Heiner Wirbser.